3. Preis

PECK DAAM Architekten, München

mit Terra.Nova Landschaftsarchitektur, München

1. Wettbewerbsstufe

Die Arbeit liest die bestehende Umgebung der Stadt sehr präzise. Es gelingt den Verfassern so, über wenige, einfache Teile ein präzisiertes, selbstverständliches Stadtgefüge zu schaffen - einen wirklichen Schulcampus.

Die Verfasser schlagen im südlichen Teil ein ruhiges Weiterbauen des bestehenden Cammerloher Gymnasiums vor. Dieses dient als Referenz für Typus, Proportion und Gebäudehöhen. Dadurch wird, trotz des Umfangs des Raumprogramms, eine stadträumlich angemessene Vertrautheit am Ort erzeugt.

Der Höhensprung von Landschaftsraum zum neuen Schulcampus auf dem Niveau der Wippenhauser Straße, wird über eine präzise, kontinuierliche bauliche Kante formuliert. Die Wegeverbindungen zwischen dem Campus und dem Landschaftsraum im Westen sind dabei zu reduziert behandelt.

Auf dem oberen Niveau unterstützen zwei Nord-Süd orientierte, dreigeschossige Baukörper die Dynamik der Kante. Dem gegenüber schiebt sich ein viergeschossiger Baukörper quer zur Wippenhauser Straße in den Stadtraum und definiert einen südlichen und einen nördlichen Campusbereich. Sowohl die Lage dieses präsenten Bausteins an der Einmündung der Oberfellacher Straße, wie auch die Verortung des Eingangs zur Schule als auch die erdgeschossige Nutzung einer Mensa erscheinen richtig.

Der nördliche Stadteingang wird durch einen grünen Platz, der durch zwei Neubauten gefasst wird ausreichend herausgearbeitet. Auf Höhe der Wirtschaftsschule wird kein verbindender, zentraler Platzbereich geniert. Die trennende Wirkung der Wippenhauser Straße wird zusätzlich verstärkt durch die breite Offenlegung des Wippenhasuer Grabens. Im Rahmen einer zusammenführenden Gestaltungsidee sollten die Bestandsschulen stärker städtebaulich einbezogen werden.

Die starke Betonung des Gestaltungselements Wasser durch die großzügige Offenlegung des Wippenhauser Grabens ist kritisch zu hinterfragen in Anbetracht der stark schwankenden Wasserstände bis hin zu einem Trockenfallen des Gewässerbettes im Sommer.

Der Ort für die Vorfahrt der Busse ist gut gewählt. Das Schaffen einer, mit Bäumen bestandenen Insel im Inneren der Schleife entspricht dem gezeigten Ansatz eines von, in genauer Ordnung gesetzten, Bäumen geprägten Campus. Die Verknüpfung mit dem Arkadengang wirkt selbstverständlich.

Die Positionierung des dreigeschossigen Wohnbausteins vis-á-vis des Schulbestandes im Norden klärt und fasst den Stadtraum. Nutzung und Format des Bausteins entsprechen nicht ganz dem Anspruch an einen Abschluss des Campus. Auch die Zufahrt zu der sehr großen Tiefgarage scheint den Baustein typologisch zu überfordern. Die Arrondierung der DEULA und die Ergänzung um einen ordnenden, vier geschossigen Baustein wirkt wohltuend. Auch der Vorschlag eines Ortes für Picknick an Stelle des bisherigen Parkplatzes stärkt die Qualität des Ortes. Die Schließung der bestehenden Wohnanlage zu einem, nach Süden offenen Hof wirkt selbstverständlich.

Der Vorschlag für das Schulgebäude im 1.BA scheint angemessen. Der gewählte Typus der Bausteine ist eher konventionell, schafft aber funktional gut organisierte, zusammenhängende Einheiten. Darüber hinaus bietet die Struktur verbindende Außenräume zwischen den einzelnen Bausteinen. Die Entscheidung, die Sporthalle ganz in den Sockel zu integrieren und auf eine seitliche natürliche Belichtung ganz zu verzichten, erscheint in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehbar.

Die gute Positionierung im funktionalen Gefüge der Schule und die separate Erreichbarkeit von außen, ist dagegen positiv.

Die dargestellten Fassaden wirken sehr schematisch. Die Dimension der Setzung scheint in den Ansichten, anders als im Lageplan, leider sehr monoton und sprengt den Maßstab des Ortes.

Insgesamt liefert die Arbeit einen guten Beitrag zur gestellten Aufgabe. Angemessene räumliche Setzungen und Bezüge schaffen einen atmosphärisch vielversprechenden Beitrag. Die Schule liefert ein funktionales, solide organisiertes Gefüge.

Defizite in der räumlichen Verknüpfung der Ebenen Campus und Landschaftsraum, die Einbettung der Sporthalle sowie die äußere Gestaltung der Bausteine trüben diesen Eindruck.

2. Wettbewerbsstufe

Der Entwurf basiert offensichtlich auf einer gründlichen Erfassung der baulichen und strukturellen Vorgaben des Ortes und überzeugt mit einer klaren städtebaulichen Setzung im Planungsgebiet, das sich vom nordöstlichen Stadteingang am Fuß des Schafhofs bis zum Camerloher Gymnasium im Süden erstreckt. Die Anlage mit den beiden Schulen im BA 1 und BA 2 entwickelt sich entlang der westlichen Hangkante und bettet sich in einen durchgrünten Freibereich ein, der die bestehende Straßensituation verbessert. Sie findet ihren Abschluss an einem großen Platz, der als Bushalt dient und von einem punktförmigen Wohngebäude und der Schulerweiterung der BOS/FOS umgeben ist.

Die bestehende Geländetopografie wird wie der wertvolle Baumbestand weitmöglichst berücksichtigt und geschickt in den Entwurf integriert. Im südlichen Bereich findet der Baukörper der neuen Berufsschule einen gelungenen Anschluss an das bestehende Gebäudeensemble des Gymnasiums, dessen Körnung (= Proportion, Gruppierung, Höhenstaffelung) zum Maßstab der weiteren Campusentwicklung wird. Die in der Auslobung beabsichtigte Quartiers- und Straßengestalt wird von den Entwurfsverfassern bestätigt. Das prägnante Schulensemble der neuen Berufsschule fügt sich schön in den Stadtraum gegenüber der Hangkante des Biernerbergs ein. Auf einem durchlaufend ca. 5,5 m hohen massiven Sockel (verzahnt mit der westlichen Hangkante) ruhen die beiden gut ablesbaren Baukörper der Schule, die für Schüler und Lehrer adressbildend wirken.

Der viergeschossige Hauptbaukörper mit u.a. Aula, Mensa, und Verwaltung gliedert den Freibereich in zwei Räume, er ist Orientierungspunkt im Campusquartier und richtig gesetzt. Die Höhen sind insgesamt nachvollziehbar und für die gegenüberliegende Nachbarschaft verträglich entwickelt.

Ob das Wohngebäude unter der Hochspannungsleitung auch so genutzt werden kann ist fraglich. Auch der Mehrwert des sockelbegleitenden Pflanzenvorhangs ist zu hinterfragen, da er den Blick in und aus der Schule versperrt, und das Tageslicht im Inneren minimiert.

Der Entwurf überzeugt durch eine starke Gliederung gut proportionierter unterschiedlicher öffentlicher Räume entlang der Wippenhauser Str. Es ist positiv hervorzuheben, dass der Wippenhauser Graben als Retentionsraum durchgehend erlebbar und als Aufenthaltsraum gestaltet und aufgewertet wird und gleichzeitig eine natürliche visuelle Trennung gegenüber der angrenzenden Bebauung darstellt. Der Campusplatz erhält demgegenüber eine kontrastierende im Raster gepflanzte baumüberstandene Agora auf Straßenniveau die mit ihrem ausgewogenen Verhältnis von Rasenflächen und versiegelten Bereichen ein hohes Maß an Flexibilität in der Nutzung verspricht, um im wahrsten Sinne des Wortes als Versammlungsort nicht nur die Schule, sondern auch die Stadt zu bereichern. Die Anordnung der Bäume des Campusplatzes verspricht als eigenständiger Charakter die unterschiedlichen Schulen zu einem Campus zu verbinden, welches eine großzügige städtebauliche Geste gegenüber der Wippenhauser Straße beschreibt. Die unterschiedlich dicht an die Straße heranrückenden Gebäude gliedern den langgezogenen Raum in sinnvolle Abschnitte. Nicht nachvollziehbar ist die Anordnung der Fahrradabstellanalagen, welche größtenteils in der Tiefgarage angeordnet werden, aber auch in dem Campusplatz integriert werden könnten. Positiv ist der Versuch zu bewerten die Platzflächen nicht durch TG Zufahrten zu zerschneiden. Positiv bewertet werden ebenfalls die Selbstverständlichkeit der fußläufigen Erschließungsachsen zwischen dem 1.und 2. BA, als auch zwischen Camerloher Gymnasium und der neuen Berufsschule, die ihre Fortsetzung bis weit in den Landschaftsraum des Hochschulcampus suchen und die Sportflächen im Westen erschließen. Die dabei angedeutete barrierefreie Erschließung über Rampen scheint dabei noch nicht zu funktionieren. Die grünen Fugen zwischen den Gebäuden werden geschickt als gärtnerisch geprägte Aufenthaltsbereiche besetzt, die zudem noch den Luftaustausch fördern.

Die Adresse und Erschließung der Schulen ist eindeutig. Die Lage der Eingänge ermöglicht eine gute Anbindung sowohl vom Halteplatz der Busse, als auch vom Campusplatz im Süden des Hauptbaukörpers. Jedoch sollte der Eingang an der südlichen Gebäudeecke am Campusplatz selbstverständlicher auffindbar sein. Die unabhängige Erschließung des Vereinssports wird auch außerhalb der Unterrichtszeiten vom öffentlichen Raum aus auf kurzem Weg gewährleistet.

Insgesamt ist der Eingangsbereich der Schule großzügig und transparent gestaltet. Die Mensa im zentralen Bereich kann vom öffentlichen Straßenraum aus angeliefert werden und orientiert sich mit dem zugeordneten Freibereich zum gut gestalteten Campuspark im Süden. Sicherlich ein schöner Treffpunkt für Schüler, Lehrer und Besucher, wenn die Witterung es zulässt. Der Übergang zwischen den gemeinsamen Bereichen der zentralen Aula und der Fachklassen-bereiche ist fließend, kleine begrünte Innenhöfe belichten die Erschließungswege. Großzügige Treppen führen vom Erdgeschoss in die darüber liegenden Ebenen- je Baukörper eine Treppe. Diese vertikale Erschließung der Klassenbereiche ist sehr wirtschaftlich, die Wege sind teils lang, durch die zentrale Anordnung ist die Orientierung im Gebäude dennoch gut. Die Erschließung der Turnhalle ist schlüssig, die Sportanlagen sind sowohl vom öffentlichen Raum auf kurzem Wege als auch vom Schulinneren aus gut erreichbar. Die Außenspielflächen liegen so, dass sie geringe Störungen im Schulbetrieb erwarten lassen.

Die Zufahrt in die Tiefgarage sollte so situiert werden, dass die fußläufige Schulerschließung im Campuspark durch zufahrende PKWs entflochten ist. Die Rampenlänge wäre auf Regelkonformität zu überprüfen.

Ein großer Vorzug dieser Arbeit ist die klare Organisation der neuen Berufsschule. Die funktionale Gliederung ist durchdacht, die ablesbare Zuordnung der Funktionen erleichtert die Orientierung.

Der zentrale Bereich mit der Verwaltung ist gut auffindbar, die Fachräume sind nach Fachbereichen sinnvoll getrennt. Positiv bewertet wird, dass die gewünschte Flexibilität der Nutzungen nachgewiesen ist. Im Allgemeinen sind die Raumzuschnitte der Fachbereiche und die Zonierung sorgfältig durchdacht, jedoch besteht im westlichen Werkstättenbereich entlang der Werkstattstraße Optimierungsbedarf hinsichtlich Organisation, Belichtung und Belüftung. Die Fachklassenräume der Werkfeuerwehr könnten an anderer Stelle im Gebäude besser situiert werden. Insgesamt ist eine angenehme schülerfreundliche Atmosphäre zu erwarten.

Das Zusammenspiel von bauphysikalischen und technischen Komponenten ist schlüssig erläutert und in die Gestaltung umgesetzt. Im Kontext des sommerlichen Wärmeschutzes wird der dargestellte Fensterflächenanteil v.a. in den Eckbereichen kritisch diskutiert. Ebenso sind die Aufenthaltsqualität sowie die Robustheit im Betrieb von Räumen, ohne Möglichkeiten der natürlichen Belüftung und Belichtung im Untergeschoss zu hinterfragen. Die Positionierung der Technikflächen führt zu langen Installationswegen und damit zu einer Minimierung der Effizienz und großen Höhen für die horizontale Verteilung.

Die Materialität und Formensprache der Fassade erzeugt ein harmonisches Gesamtbild und unterstützt die Ablesbarkeit der Volumetrie. Die Wirtschaftlichkeit liegt im Vergleich der Arbeiten im mittleren Bereich, die Vorgaben der Auslobung sollten eingehalten werden.

Insgesamt entspricht der Entwurf der Bauaufgabe Schule in Form und Funktion in besonderer Weise. Die Gestaltung von Bau- Raum- und Freiraumgestalt ist gelungen, sie vermittelt eine positive Ausstrahlung im Stadtgefüge von Freising.