2. Preis

schürmann dettinger architekten partgmbb, München

mit Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten, München

1. Wettbewerbsstufe

Die städtebauliche Struktur der modulartigen Cluster erzeugt einen selbstbewussten Footprint und schlägt mit dem Campuspark einen robusten und gut vorstellbaren Freiraum an der Wippenhauser Straße vor. Das räumliche Erleben der Zwischenräume ist noch sehr homogen.

Die Gebäude korrespondieren gut mit der heterogenen Bebauung am Bierner Berg, könnten allerdings Varianz in tektonischer Ausformulierung als auch in der Höhe vertragen. Die Konstruktionsskizze suggeriert eine vielversprechende vorstellbare Modularität auch in der Ausführung.

Die zur Gänze im Hang versenkte Sporthalle ist städtebaulich richtig positioniert, Belichtung und Umgang mit dem Hang ist allerdings noch überarbeitungswürdig. Die Tiefgarage ist auch getrennt und nur für einen ersten Bauabschnitt lösbar, allerdings ist der mächtige Umfang der Tiefgarage im weiteren Planungsverlauf zu überdenken. Der in den Campuspark hereinragende Mensa-Körper zoniert die gleichförmige Abfolge, ist als raumfassendes Element aber noch ohne ausreichend präzise Würdigung der Singularität. Die Werkstattstraße zwischen beiden Bauabschnitten zur Erschließung der Berufsschule und der FOS macht einen brauchbaren Auftakt zum zweiten Bauabschnitt und einen angenehmen Übergang in den westlichen Freitraum; sie bricht verständlich die lineare Struktur und ermöglicht eine ausreichende Durchgängigkeit, allerdings auch noch mehr Varianz für den zweiten Bauabschnitt. Unklar bleibt der Anschluss an das Camerloher Gymnasium und rückwärtige Bereich zur Topografie, im Vorschlag gestört durch die Einfahrt zur Tiefgarage und noch als echte Rückseite ausformuliert.

Die unterschiedliche Ausformulierung der Baukörper, insbesondere in Richtung nördlicher DEULA, bedarf noch eine Klärung der Ausformulierung. Die Setzung im gesamten städtebaulichen Umgriff sowie die Lösung der nördlichen Parkierung, ist noch nicht ausreichend städtebaulich ausgearbeitet. Die Nutzung als Tiefgarage mit einem Punkthaus bildet keine ausreichende Ausformulierung. Der nur im Teilberiech offene Bachlauf kann dem Campuspark bereichern, die nur teilweise Wasserführung im Sommer bedarf ggf. einer Anpassung in der Ausformulierung. Die doppelte Erschließung könnte durch die Ausformulierung der Fassade mit einer einhüftigen Erschließung in zentraler Lage kompaktiert werden.

Insgesamt kann die robuste Anlage den Bedarfen der Schule gut gerecht werden, bietet viel Potential in der konkreten Ausformulierung der Nutzungseinheiten und Volumen, allerdings kann eine weitere Ziselierung der Einzelkörper – ohne die Gesamtwirkung der Serialität zu verlieren – gewinnbringend sein. Die sehr grob gezeichneten Schnitte versprechen Potential, ebenso wie eine Überarbeitung der schematischen Nutzungsverteilung.

Die Funktionalität der Bushaltestelle bleibt zu klären, gerade eine Überlagerung mit den notwendigen Schleppkurven ist zu prüfen.

Die städtebauliche Setzung riegelt den Landschaftsraum der grünen Hänge auf einer großen Länge von der Wippenhauser Straße ab.

Die breite Vorzone der neuen Clusterbebauung erhält als landschaftlicher Park mit Wiesen und Rasenflächen ein wenig versiegeltes, grünes Gesicht. Der vorhandene Baumbestand kann aber bei dieser Topographie (Abflachung der vorhandenen Wälle an der Straße) nur unvollständig erhalten werden. Der Höhenversatz vom Straßenniveau zu den Eingängen der Schulen scheint hier, aufgrund der Breite der Vorzone selbstverständlich und mühelos barrierefrei.

Diese breite verbindende Vorzone wird an einer Stelle unterbrochen und rhythmisiert durch den Baukörper der Mensa und Aula, der sich als halböffentlicher Ort an der Straße zu erkennen gibt. Das Freiraumangebot wird ergänzt durch viele kleine Teilräume, die den jeweils angrenzenden Fachbereichen zugeordnet werden können. Ob der auf der Westseite tief liegende Anger Aufenthaltsqualitäten bieten kann muss sich in der weiteren Bearbeitung beweisen.

Die riesige Tiefgarage mir Ihren beiden langen Zufahrtstunneln ist verbesserungswürdig.

Es wird angezweifelt ob die zentrale Busstation mit innen- und außenliegenden Haltestellen so gut funktioniert (Schleppkurven). Die Ausstattung des Grünzugs im Westen mit verschiedenen Nutzungen (Sportfelder, Nutzgärten) ist ein interessanter Ansatz, die dargestellte Ausprägung in der Topographie jedoch fraglich.

2. Wettbewerbsstufe

Grundlage des Entwurfs ist eine serielle Gebäudeabfolge, die die Raumkante des südlichen angrenzenden Gymnasiums geschickt aufgreift. Das durch die Einzelgebäude gut gegliederte Schulcluster wird ergänzt durch die solitäre Mensa, die sich in den angrenzenden Straßenraum schiebt. Die Mensa liegt gut situiert an der leicht abknickenden Wippenhauser Straße und schafft es dadurch, deren Dominanz zu brechen und zwei Stadträume, im Süden den Campuspark und im Norden den Campusplatz, zu generieren. Fraglich ist, ob das Mensagebäude in Maßstäblichkeit und Gestaltung ausreichend Kraft entfaltet, um als Quartiersmittelpunkt zu fungieren.

Der Campuspark birgt hohes Potential als Stadtraum. Bei dessen Gestaltung wäre allerdings die Wippenhauser Straße deutlicher miteinzubeziehen. Befremdlich in diesem Zusammenhang wirkt die Perspektive des Beitrags, die zu wenig auf das städtische Umfeld eingeht. Das Gestaltungskonzept des nördlichen Campusplatzes im BA 2 ist noch nicht ausgegoren. Die Sportfläche wirkt deplatziert. Der Platz wird nach wie vor überprägt von der Wippenhauser Straße. Vor der Zielsetzung eines urbanen, schulverbindenden Platzes wären der Straßenverlauf und das Grünkonzept kritisch zu überprüfen. Zur Anbindung des westlichen angrenzenden Landschaftsraumes wird ein Angebot gemacht, dass aber nicht vollends überzeugt. Die südliche Verbindung zwischen Landschaftsraum und Stadtraum an der Wippenhauser Str. wird beeinträchtigt durch die Tiefgaragenzufahrt und die Anlieferzone. Bei der nördlichen Verbindung zum Landschaftsraum zwischen den Gebäuden des BA 1 und BA 2 ist fraglich, ob diese eine ausreichende Großzügigkeit entfaltet. Hier besteht die Gefahr eines abweisenden, schluchtartigen Charakters. Positiv hervorzuheben sind die öffentlichen Durchwegungen zum Landschaftsraum zwischen den Einzelgebäuden des Schulclusters. Die Wege schließen den Campuspark an und werden elegant auf Höhe des 1. OG an das Geländeniveau des westlichen Parks angebunden. Trotz der genannten kritischen Punkte ist das Freiraumkonzept in der Gesamtheit gelungen. Es wird ein vielfältiges Angebot an Freiräumen gemacht, diese sind im aktuellen Entwurfsstadium mehr oder weniger gut ausdifferenziert. Hervorzuheben ist die Gestaltung der Gärten zu den Einzelhäusern, die Dachflächennutzung und die Situierung der Sportflächen im westlichen Bereich.

Die in der Kubatur gleichen Einzelgebäude entwickeln eine große Kraft in der Außenwahrnehmung und weisen die Nutzungen klar zu. Die Gebäudetypologie ermöglicht grundsätzlich eine gute Belichtung der Innenräume. Positiv ist die Nord-Süd Orientierung der Klassenzimmer. Hervorzuheben ist die gute Verzahnung der Einzelhäuser mit den differenzierten Freiräumen. Kritisch anzumerken ist die suboptimale Belichtung der Sporthalle.

Der Entwurf nimmt die Körnigkeit des Stadtgrundrisses auf. Er schafft es durch die klare Gebäudegliederung, die eindeutig zugewiesenen Nutzungen und die exponierte Mensa mit begleitenden Stadträumen einen identitätsstiftenden Ort zu generieren.

Der Beitrag liefert einen festen Rahmen für die beabsichtigten Nutzungen. Dieser vorgegebene Rahmen lässt aber zu wenig Flexibilität für mögliche künftige Änderungen in den Nutzungsverteilungen zu. Der Beitrag basiert auf dem Lernhauskonzept, die Nutzungsverteilungen sind schlüssig. Der Gefahr des mangelnden Austausches zwischen den Häusern wird wirkungsvoll durch den ausreichend dimensionierten zentralen Erschließungsbereich inklusive Lernkorridore auf allen Etagen begegnet. Herauszustellen sind generell die fein abgestimmten funktionalen Bezüge sowohl im Innern des Gebäudes als auch die Funktionsbezüge vom Gebäudeinnern zum Außenraum. Positiv hervorzuheben ist die beabsichtigte, stadtverbindende Wirkung der Mensa, die das Potential birgt als sozialer Treffpunkt an zentraler Stelle in der Mitte der umliegenden Schulen zu agieren.

Es wird eine gute und funktionale Lösung sowohl für die Busstation als auch für die Radwegeführung längs des Campusparks westlich des Grabens angeboten. Positiv zu bewerten ist auch die Zusammenlegung der Tiefgaragenzufahrt und der Anlieferung der Werkstätten sowie die Positionierung der dezentralen Fahrradabstellanlagen.

Die geforderten Geschossflächen wurden mit ca. ¼ überschritten bei gleichzeitiger starker Fragmentierung in die einzelnen Baukörper mit großen Hüllflächen. Die Wirtschaftlichkeit ist vor diesem Hintergrund kritisch zu hinterfragen.

Die großen Tiefen der einzelnen Gebäudeteile mit Integration von Aufenthaltsbereichen führen zu einem erhöhten technischen Aufwand für Belichtung und Belüftung dieser Bereiche. Dies wird v.a. vor dem Hintergrund einer robusten Betriebsweise und der Absicht der Verfasser*in, eine „LowTech“ Strategie umzusetzen, kritisch diskutiert. Aus energetischer Sicht, zur Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes, sind die Klassenanordnungen nach Süden und Norden positiv zu bewerten, werden jedoch hinterfragt hinsichtlich der Aufenthaltsqualität bezogen auf die Sonnenlichtversorgung im Norden. Das technische Konzept in der Versorgung und Raumkonditionierung sowie die Wahl des Lüftungssystems mit minimiertem Installationsaufwand ist schlüssig. Die Frage der Integration von dezentralen Lüftungselementen in den Fassaden bleibt unbeantwortet.