1. Preis

Schulz und Schulz Architekten GmbH, Leipzig

mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH, München

1. Wettbewerbsstufe

Die geplante Schule zeichnet sich durch einen sehr kompakten, gut proportionierten Baukörper aus, der sich zusammen mit den Erweiterungen des 2. Bauabschnittes parallel an die Hangkante anlehnt. Zur Wippenhauser Straße entsteht dabei eine großzügige Vorzone, die nicht nur den Eingangsbereich bildet, sondern auch Raum für Pause und Kommunikation schafft. Der als Promenade beschriebene Raum ist hier bezüglich Topographie und Vegetation als gestalterische Einheit nicht klar ablesbar und auch bezüglich der Führung der Verkehrsarten unklar.

Die kompakte Anordnung der Baukörper schafft ein großzügiges Einfließen der Landschaft bis hin zur Wirtschaftsschule. Allerdings wirkt der Straßenraum hier zu wenig gefasst und die diversen Funktionen wie TG Zufahrt, Zufahrt Busbereich, Straßenführung und landschaftliche Verbindung mit Fuß- und Radwegeführungen sind wenig geordnet. Der 7-geschossene Punktbau am Wettersteinring, als Erweiterung der Deula, ist zu klein um hier räumlich zu fassen, lässt dabei aber die Blickverbindungen in die Landschaft zu. Die Allwetterplätze im Übergang zum Gymnasium schieben sich mit ihren erforderlichen Ballfangzäunen zu weit über die Baukante hinaus in den Straßenraum und sind topografisch nur mit deutlichem Terrassierungsaufwand realisierbar. Der Ergänzungsbau am Camerloher Gymnasium wird als nicht angemessen angesehen.

Die konzentrierte Architektur der Berufsschule wird als interessanter Ansatz gesehen und verspricht mit ihren Innenhöfen trotz der Dichte eine ausreichende Belichtung der wesentlichen Räume. An die Gestaltung der Fassade zur Wippenhauser Straße hin entsteht durch die extreme Länge, ein hoher Anspruch. Eine Auseinandersetzung mit der Maßstäblichkeit und Höhenentwicklung ist erforderlich.

Die baukörperliche Fügung mit diversen Innenhöfen schafft eigenständige, attraktive Teilbereiche, eine Gruppierung der Fachbereiche wäre möglich.

Die zentrale Erschließung funktioniert gut, die Wege sind für alle relativ kurz und auch die Turnhalle ist für eine mögliche nicht schulische Nutzung separat und gut erreichbar. Auch die Erweiterung mit FOS, BOS und Wohnheim ergänzt den Baukörper des 1. BA selbstverständlich, ohne dabei die eigenständigen Funktionen zu vernachlässigen. Die Werkstätten, die hier über die als Wirtschaftshof bezeichnete Fuge erschlossen sind, bilden den Sockel, die darüber liegenden Klassen werden wieder über einen zusätzlichen Lichthof und das Freistellen vom Wohnheim gut belichtet. Dieses orientiert sich ruhig zum Grünzug.

Die Busstation ist im nördlichen Bereich funktional angeordnet. Das Straßenraumprofil in der Wippenhauser Straße, insbesondere die Radwegeführung, bleibt unklar. Die Fahrrad- Parkhäuser sind bezüglich Akzeptanz der Schüler zu weit entfernt von den Eingängen angeordnet.

Durch den relativ geringen Flächenverbrauch können die Verfasser oberhalb der Neubauten eine großzügige Parklandschaft mit attraktiven Freizeitangeboten in Verbindung mit einer guten Fußwegevernetzung anbieten. Die Verzahnung zur Schule erfolgt großzügig über die Freitreppe zum Innenhof. Die Idee einen Teil der schulischen Freiraumnutzungen auf der Promenade zur Wippenhauser Straße hin anzuordnen verspricht ein interessantes Angebot des Austausches und der Kommunikation auch mit der Öffentlichkeit. Die Laufbahn liegt relativ aufwändig und isoliert auf dem Dach.

Insgesamt handelt es sich bei dieser Arbeit um einen, aufgrund seiner Kompaktheit und stadträumlich gut gewählten Setzung, interessanten und Identität schaffenden Beitrag, der sowohl nur mit dem ersten Baustein der Berufsschule, aber ebenso mit dem langfristigen Gesamtkonzept überzeugen kann.

2. Wettbewerbsstufe

Die beiden Bauabschnitte des neuen Schulzentrums an der Wippenhauser Straße besetzen selbstbewusst und eigenständig als solitäre Gesamtform das Grundstück. Überraschend selbstverständlich gibt die Gebäudefuge zwischen BA I und BA II einem schmalen Durchblick zur Landschaft von der Obervellacherstraße frei und klärt auch die Anlieferung der Metall-Werkstattbereiche.

Durch die Anordnung der Gebäude im Westen des Grundstückes parallel zur Hangkante ergibt sich entlang der Wippenhauser Straße ein großzügiger Stadtraum der eine Eigenständigkeit entwickeln könnte. Die dargestellte Haltung der Freianlagen in der Perspektive wird kritisch gesehen.

Im Gegenzug wird durch diese Setzung ein kultivierter Naturraum im Westen ermöglicht, der bis an die Schule heranführt werden kann.

Der sehr kompakte Schulbau incl. seiner passgenauen Tiefgarage zeigt einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden, die Versiegelung wird zusätzlich minimiert durch das Biodiversitätsdach, das einen großen Rückhalt von Niederschlägen auf dem Dach verspricht. Die Kombination mit der textlich beschriebenen Fotovoltaik ist leider nicht zu erkennen.

Die vermittelte Haltung der Freiflächen zum Gebäude ist kritisch zu hinterfragen. Der sich aufspannende große Freiraum (auf 2 Höhenniveaus) an der Wippenhauser Straße verbindet räumlich alle Schulen zu einem Campus. Der einheitliche Belag des gesamten Raumes von der Langen Point bis zum Wettersteinring kennzeichnet den Schulcampus spürbar für alle Passanten. Seine Ausformung lässt aber einen sorgsamen Umgang mit Versiegelung leider vermissen. Es ist zu prüfen, ob die guten Angebote der Aktivzone (die auch außerhalb der Schulzeit von den Nachbarn mitgenutzt werden können) weniger steinern gestaltet werden könnten und so dem Konzept der sparsamen Versiegelung besser entsprochen werden könnte. Zusätzlich ist zu prüfen ob die Dichte der Baumpflanzungen (1. Wuchsordnung) zu erhöhen ist, die maßgeblich zu einer verminderten Aufheizung versiegelten Platzflächen beitragen. Die offene Führung des Wippenhauser Grabens in der dargestellten Form ist in diesem Kontext nachvollziehbar.

Der Anschluss der TG Zufahrt an der Wippenhauser Straße ist verkehrstechnisch nicht realisierbar, zudem wird bezweifelt, dass der Baumerhalt an dieser Stelle wie dargestellt möglich wäre. Die Anzahl der nachzuweisenden Fahrrad- und KFZ-Stellplätze ist deutlich unterschritten. Besonders positiv hervorzuheben ist die Freihaltung des westlichen Landschaftsraumes von Einbauten und Abgrabungen, abgesehen von dem nördlichen Einschnitt in die Topografie durch den Busbahnhof im Ideenteil. Diese Haltung ermöglicht eine großzügige ungestörte Grünverbindung (Grüne Hänge), die auch für außerschulische Nutzungen Potential bietet. Den Bezug des Gebäudes zu diesem Landschafstraum unterstreicht die große Freitreppe im Innenhof, den jeder Besucher beim Betreten der Schule bereits spüren kann. Die Anordnung der Sportflächen an der Schnittstelle zum Camerloher Gymnasium schaffen einen respektvollen Abstand zur Aula, die Höhenlage dieser Flächen auf dem oberen Boulevardniveau ist richtig, ob die zulässigen Lärm-Immissionswerte eingehalten werden können, müsste eine Prüfung klären.

Die Situierung des Busparkplatzes ganz im Norden über die gesamte Grundstückstiefe überzeugt durch ihre unprätentiöse, funktionale Ausformulierung und die kurze Anbindung zum Umgehungsring.

Die architektonische Grundidee dieser starken städtebaulichen Setzung wir konsequent für die Berufsschule in ein viergeschossiges Gebäude umgesetzt. Die unterschiedlichen Schulzweige unter einem großen Dach unterstützen das von Nutzer gewünschte pädagogische Konzept des Lernens von anderen, des gemeinsamen Lernens. Trotzdem kann jeder Fachbereich seine eigene Identität bewahren in den diese räumlich geschickt jeweils um die großen und kleinen Innenhöfe gruppiert wurden. Die Anordnung der drei großen und vier kleinen Höfe überzeugt durch ihre Lage und Dimensionierung und lassen eigenständige Raumcharakteristika im Innen- und Außenbezug erwarten. Nahezu alle Räume können natürlich belüftet und belichtet werden.

Der durchgesteckte Aulabereich in Gebäudemitte des Erdgeschosses in Verbindung mit den nach oben und nach Westen offenen Freibereich lässt sowohl große räumliche und funktionale Qualitäten erwarten. Aber das Auffinden des Haupteinganges in Verbindung mit den dargestellten Freianlagen überzeugt nicht und muss geklärt werden. Die räumliche Beziehung in den Forumsbereich sollte nicht durch eingestellte Funktionen gestört werden. Das Grundrisslayout mit der meist einhüftigen Erschließung ist richtig gewählt, muss aber an einigen Stellen präzisiert bzw. nachgewiesen werden, z. B. ebenerdiger Sportlerzugang bei außerschulischer Nutzung. Die vorgeschlagenen Flucht- und Rettungswege erscheinen plausibel, müssen aber ebenfalls konkretisiert werden, z. B. hinsichtlich Rauchausbreitung oder Brandüberschlag der Geschoße usw.

Kontrovers wird die Lage der Laufbahn im Untergeschoß diskutiert. Sie erscheint möglich wenn die Belichtung und Belüftung nachgewiesen wird. Offen bleibt die Frage ob eine Indoorlaufbahn die richtige Haltung für den Schulsport ist.

Wohltuend reduziert ist auch die vorgeschlagene Fassadengestaltung mit gestalterisch gleichen Pfosten-Riegel- Elementen über alle vier Geschosse ohne hervorheben des Sockelgeschosses. Ein besonderes Augenmerk muss noch auf die Längsfassade zur Wippenhauserstrasse gelegt werden. Diese muss den Spagat zwischen großmaßstäblichen, stätischen Gebäude und Stadtkante zum Vorplatz bilden. Sie darf weder in die eine Richtung zu pompös noch in die andere Richtung zu kleinteilig erscheinen. Zudem wird sich die Filigranität der dargestellten Fassade nicht halten lassen, wenn alle Parameter wie Öffnungsfester, Fluchttüren usw. berücksichtigt werden.

Insgesamt ist die Arbeit ein guter Betrag hinsichtlich der funktionalen Nachhaltigkeit. Die städtebauliche Setzung lässt Flächenbedarfsverschiebungen innerhalb eines Fachbereichs aber auch fachbereichsübergreifend leichter umsetzen als bei präzise zugeschnittenen Einzelgebäuden, die gemäß den heutigen pädagogischen Anforderungen geplant wurden. Die vorgeschlagene Tragstruktur und die Baumaterialien unterstützen diesen Gedanken.

Große Innenhöfe bieten Möglichkeiten der natürlichen Belichtung sowie Belüftung der Lern- und Aufenthaltsbereiche. Vor dem Hintergrund der genannten Möglichkeiten zur natürlichen Belüftung und damit eines robusten Gebäudebetriebes, wird die Funktionalität der dargestellten Fassade hinterfragt. Positiv ist die Integration der Lehmwände zur Optimierung der Speichermassen und Feuchtesorption zu werten. Ebenso stellt das energetische und technische Konzept eine schlüssige Lösung dar. In diesem Zusammenhang wird lediglich die Integration der PV Module in den Fassaden kritisch diskutiert. Die Grundfläche des Entwurfes liegt durch die kompakte Bauweise in unteren Bereich. Der Footprint des Gebäudes ist minimiert, während die Geschossfläche und die Hauptnutzfläche über dem Durchschnitt liegen. Dies zeigt die Vorteile der Konzentration der Baumasse auf ein Gebäude, ohne dass dadurch architektonisch räumliche oder auch funktionale Qualitäten vernachlässigt werden. Insgesamt ist dadurch der Entwurf ökonomisch sinnvoll und lässt eine wirtschaftliche Errichtung erwarten.

Die Arbeit überzeugt durch die starke architektonische Idee, die konsequent umgesetzt wurde und ist damit ein wertvoller Beitrag zum Bildungscampus an der Wippenhauser Straße.